für Solobratsche und 51 Orchestermusiker – 2001, ca. 17′
Billaudot Verlag, Score in rent GB 7122 (O)

UA: festival Ultraschall, Rundfunk Symphonieorchester Berlin, dir.: Fabrice Bollon, va.: Barbara Maurer, 25. Januar 2002, Konzerthaus Berlin.

Besetzung: [2.2.2.2 – 4.2.2.1 -2 Schlgz., Pauk., Hfe -10.8.4.6.2]

“ Les corps étaient enlacés. On ne pouvait distinguer de qui était ce bras, de qui ce regard. Les frémissements des uns engendraient les frissons des autres. Par moment, une individualité se distinguait, dont chaque geste contaminait le reste du groupe. La fête prenait ainsi l’allure d’un corps unique aux respirations multiples.“

Cette pièce est dédiée à Gilles Leothaud, professeur d’ethnomusicologie au Conservatoire National Supérieur de musique de Paris, dont les leçons de musique et de vie ont considérablement influencé mon travail actuel.“

Cette pièce a été primée dans la catégorie „pièces recommandées“ du concours „International Rostrum of composers“ organisé par l’unesco et les radios musicales de 80 pays (la pièce représentait la radio allemande)

Programmtext:

Fabien Lévy, Schüler von Gérard Grisey, ist ein ausgesprochen intellektueller Komponist. Seine musikwissenschaftliche Dissertation trägt den imposanten Titel „Die Diskrepanz kompositorischer Intentionen und deren Wahrnehmung in der Informations- und Komplexitätstheorie“ und fundiert theoretisch sein komplexes ästhetisches Denken als Komponist. Die enge Verzahnung von theoretischer Reflexion und praktischer kompositorischer Arbeit ist typisch für seine Arbeitsweise, Lévys Musik ist ohne philosophisches Fundament nicht vorstellbar. Die Weitläufigkeit seiner Interessen zeigt sich aber auch am Einfluss, den außereuropäische Kulturen auf Lévys Musik hatten und haben, wobei besonders schriftlose Kulturen seine Neugier wecken.

Die Komposition eines „Konzerts“ für ein Solo-Instrument und Orchester war, so sagt Lévy, „Widerspruch und Herausforderung“ gleichermaßen. Seit längerem schon beschäftigt sich der Komponist mit dem oft paradoxen Verhältnis des Ganzen zu den einzelnen teilen. Lévy schwebt als Ideal ein bis ins feinste ziseliertes Mosaik vor, in dem jeder Stein allein un zugleich im Verbund mit anderen Sinn ergibt. In Hérédo-Ribotes für Solo-Bratsche und 51 Orchestermusiker ist der Solist nicht der herausgehobene Individualist gegenüber dem kollektiv des Orchesters. Er hat sich seinen Solopart mit Musikern aus dem Orchester zu teilen, und gelegentlich ist er auch nur ein Musiker zwischen 51 Kollegen.

Darüber hinaus versucht Lévy, durch komplexe kompositorische Verfahren, kleine, wie er es nennt „transparametrische Biegungen“ zu erzielen oder Instrumente gewissermaßen in zwei virtuelle Instrumente aufzuspalten. Die Reduktion eines Klangs auf die beiden Grundparameter Tonhöhe und Dauer hält er für unbefriedigend, weshalb er, wie er sagt, immer zwei Töne als zwei verschiedene Klänge anzusehen bemüht sei. So spielt der Solist im ersten Solo von Hérédo-Ribotes eine ganze Weile nur einen einzigen Ton, ein >D<, doch wariiert durch verschiedene Techniken von Schwebung und Farben. Ein wenig klinge das, so Lévy, „wie bei einem afrikanischen musikalischen Bogen oder wie bei einer Maultrommel, wo der Musiker mit nur einem Ton, aber verschieden Obertönen und Farben eine ausgedehnte Melodie Spielt. In Hérédo-Ribotes ist jeder Ton schon eine ganze Welt, und alle zusammen sind nur ein kleiner Stein in einem großen Mosaik, wie kleine Körper in einem lebenden Organismus.“Lévy widmete das Werk Gilles Léothaud, seinem musikethnologischen Lehrer im Pariser Konservatorium, dessen Lektionen über die Musik und das Leben seine heutige musikalische Sprache tief beeinflusst hätten. Rainer Pöllmann, Programmheft von Festival Ultraschall.