für Saxophonquartett – 1998, ca. 8′
Billaudot Verlag, score in sell: GB 6986
Gewidmet zu dem Habanera Quartett, in memoriam Gérard Grisey
Programmtext:
In der schriftlich überlieferten kontrapunktischen Musik des Abendlandes geht die Kombination verschiedener Stimmen oft mit der Schreibweise in einer Partitur einher. Ein klassisches Strichquartett zum Beispiel ist im allgemeinen in vier Stimmen notiert, von denen jede an ein Instrument des Quartetts gebunden ist. Im Gegensatz dazu wartet mündlich überlieferte Musik oft mit einem höheren Niveau der kontrapunktischen Organisation auf, erzwungen durch nicht vorhandene Partituren. Die verschiedenen Stimmen verteilen sich wesentlich feiner auf die verschiedener Musiker.
Das Saxophonquartett stellt in der klassischen Musik eine besondere Besetzung dar. Die vier Instrumente sind (im Vergleich zum Streichquartett) relativ homogen, jedes Instrument steht für eine große Palette an Farben und verschieden Spielweisen. Diese Besetzung besteht paradoxerweise aus vier Instrumenten, die sich so ähnlich sind, dass sich jedes von ihnen in eine Vielzahl verschiedener Instrumente verwandeln kann.
Als das Habanera Quartett mir den Auftrag für dieses Stück gab, wurde mir klar, wie diese Besonderheit die Antwort auf musikalische Hauptinteresse gab, die ich in jener Zeit hatte, nämlich in Bezug auf das ganze und die einzelnen teile. In Durch ist die Musik so gut wie nie die Summe ihrer Teile. Entsprechend dem Grad der Fokussierung des Hörens entwickelt sich alles aus einer Figur aus einem Guss und in ständiger Entwicklung. Bei einem feinerem Grad der Scharfstellung wird diese Figur zu einem Mosaik, das aus kleinen einfachen Elementen besteht, die regelmäßig angeordnet sind. Bei größtmöglicher Scharfstellung erhält jedes dieser Elemente eine eigene stimmt wird, sowie durch eine Linie, die perspektivisch durch einen dichten Kontrapunkt aus Farben, Rhythmen und den Tonraum gelegt wird. Dieses Hin und Her zwischen Verbindung und Verselbständigung der Elemente stellt sich in den Dienst einer Form des ständigen Fortschreitens, das vom Licht ausgeht, um zum Hauch zu gelangen &endash; so wie es der Sinn und die Laute des Titels andeuten.
Dieses Werk, ein Auftrag des Habanera Quartetts, ist dem Andenken Gérard Grisey gewidmet, der vier Jahre land am Pariser Konservatorium mein Kompositionslehrer und der Lehrer einer musikalischen Ethik war und der im November 1998, während der Komposition dieses Stücks, plötzlich starb.